Film

Um die Welt – Around the World


Färberei, Marrakesch.

Färberei, Marrakesch.

 
 

Filme zeigen die Welt des Anderen plastisch. Filme ermöglichen ein Eintauchen in die Kultur des Anderen und können damit Verständnis und Empathie für den Anderen schaffen. Dabei kann es um Fluchtgründe gehen oder um das Leben in den Regionen, in denen die Menschen ankommen.

 
 

ALLES GUT

Dokumentarfilm, Deutschland 2016, Regie: Pia-Luisa Lenz, FSK 0

Diskussion mit der Regisseurin Pia-Luisa Lenz

 

Als Djaner, 7 Jahre alt, an seinem ersten Schultag in einer deutschen Grundschule neben seinen neuen Mitschülern Platz nahm, konnte er es kaum glauben. Lena, die Geburtstag hatte, bekam eine Kerze und einen Stift geschenkt. Die ganze Klasse sang für sie. In Mazedonien, Djaners ehemaliger Heimat, ging es in der Schule vor allem darum, Angst vor Schlägen zu haben. Als Mitglied der Roma-Gemeinde floh er mit seinem Bruder Mamud und seiner depressiven Mutter nach Hamburg. Hier, in einem Land, das ihn und seine Familie abschieben will, sehnt er sich nach Heimat. Ghofran, 11, hoffte zunächst, Deutschland bald wieder zu verlassen. Sie hört arabischen Hip-Hop und lebt in ihren Träumen immer noch in Syrien, während ihr Vater Adal um das Recht kämpft, für immer zu bleiben. In der Schule lernt Ghofran Mädchen kennen, die alles können. Doch welche Teile davon will sie in Kauf nehmen und was ist sie bereit, dafür aufzugeben?

 
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HERE WE MOVE HERE WE GROOVE

Dokumentarfilm, Niederlande 2020, Regie: Sergej Kreso, FSK 0

Diskussion mit dem DJ Robert Soko

 

Um zu überleben, muss man in Bewegung bleiben und sich seiner Umgebung anpassen. Davon ist Robert Soko, der als Teenager vor dem Jugoslawienkrieg floh, überzeugt. Mit seinen berühmten Balkan Beats-Partys mischte er zuerst die Berliner Clubszene auf, innerhalb kürzester Zeit tanzten in ganz Europa Fans zu Balkan Beats-Rhythmen.

Auf seiner Reise quer durch Europa sucht er neue Inspirationen, um einen neuen Sound Europas zu finden. Unterwegs lernt er Musiker mit Migrationshintergrund kennen: Menschen, die wie er, ihre Heimat und Familie verließen, in der Hoffnung, sich in einer neuen Gesellschaft ein Leben aufzubauen.

Die Idee, Fragen zur Migration mit Musik zu verknüpfen, ermöglichte den Filmemachern, ein wenig die Schwere aus den Themen zu nehmen und mit Humor zu einem guten Mix zu verbinden. Mit diesem Film zeigen sie wundervolle Bilder von Menschen, die Spaß mit ihrer ausdrucksstarken Musik haben. Und lassen uns zeitgleich darüber nachdenken, was Europa trennt und auseinander zu reißen droht.

Wir sprechen mit Robert Soko und fragen ihn persönlich nach seinen Eindrücken und Aussichten.

 
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HERREN

Fernsehfilm, Deutschland 2019, Regie: Dirk Kummer

Diskussion mit Drehbuchautorin Stefanie Kremser

 

Capoeira unterrichten — das ist sein Leben! Doch als der Kampfsport-Meister Ezequiel aus Frust und Stolz hinschmeißt, weil nicht er, sondern der Sohn des Chefs neuer Leiter der Schule wird, steht er ohne Arbeit da. Für eine eingewanderte farbige Person ohne Ausbildung keine gute Ausgangslage, um schnell wieder einen Job zu finden. So landet er erstmal als "Fahrer für Denkmalschutz" bei dem Kleinunternehmer Reynaldo und dessen jungem Kollegen Jason. In Wahrheit putzen sie jedoch nachts öffentliche Pissoirs – "Denkmalhygiene", wie sie es belustigt nennen. Nun handelt es sich zwar um besonders schöne, antike Pissoirs und auch um einen ehrenwerten Job, für Ezequiel ist die Tätigkeit in der "schwarzen Nachtbrigade" aber deutlich unter seiner Würde. Weder seiner Frau Marta, die als Krankenschwester arbeitet, noch Sohn Stevie, für den sich Ezequiel eine glänzende akademische Bildung erhofft, kann er das erzählen – glaubt er. Dann eröffnet ihm Stevie auch noch, dass er, anstatt zu studieren, Friseur werden möchte …

Im Anschluss an den Film diskutieren wir mit der Drehbuchautorin Stefanie Kremser über die Entstehungsgeschichte dieses Films und die Schwierigkeiten, die eine solche Produktion mit sich brachte, denn der Grat zwischen Anerkennung und Alltagsrassismus, zwischen Integration und Identitätsfindung ist für Schwarze in Deutschland immer noch schmal.

 
 
 

REISE NACH KANDAHAR

Dokumentarfilm, Frankreich 2001, Regie: Mohsen Makhmalbaf, FSK 6

Diskussion mit Filmemacherin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shahalimi.

 

Vor Jahren flüchtete Nafas aus Afghanistan nach Kanada. Nun reist die Journalistin zurück in ihre Heimat, nicht aus beruflichen Gründen, sondern weil ihr die in Kandahar zurückgebliebene Schwester einen Hilferuf geschickt hat. Am Tag der letzten Sonnenfinsternis im 20.Jahrhundert will sie sich das Leben nehmen - eine Existenz in Afghanistan sei unerträglich geworden. Im Uno-Lager an der Grenze verkleidet sich Nafas als vierte Ehefrau eines Flüchtlings und bricht zusammen mit dessen Familie in Richtung Kandahar auf. Nach einem Überfall muss sie sich allein durchschlagen, heuert dann den der Koranschule verwiesenen Jugendlichen Chakan als Führer an. Es eilt, denn bis zur Sonnenfinsternis bleiben nur noch drei Tage...

Irans Regielegende Mohsen Makhmalbaf ist ein bildgewaltiger, ausdrucksstarker und vor allem wichtiger Film über ein Land gelungen, das einfach keinen Frieden finden kann. 2001 in Cannes mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet, gibt die fiktive Dokumentation einen Einblick in den erschütternden afghanischen Frauen-Alltag, der bis zum Sturz der Taliban aus Armut, Unterdrückung und Gewalt bestand.

Im Anschluss an den Film diskutieren wir mit der kanadisch-afghanischen Künstlerin, Autorin, Filmemacherin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shahalimi über die immer noch sehr schwierige Situation von Frauen in Afghanistan. Nahalimi lebt heute in München und ist unter anderem Mitglied im Nationalkomitee von UNICEF Deutschland.

 
 
 

COURAGE

Dokumentarfilm, Deutschland 2021, Regie: Aliaksei Paluyan, FSK 12

Diskussion mit Regisseur Aliaksei Paluyan.

 

In seinem Dokumentarfilm begleitet Aliaksei Paluyan die Freunde Maryna, Pavel und Denis, die Mitglieder einer Untergrund-Theatergruppe in Minsk sind. Als es 2020 im Zuge der Präsidentschaftswahlen in Belarus zu friedlichen Massenprotesten kommt, nimmt die Gruppe gemeinsam mit vielen anderen Menschen daran teil. Dabei entkommen sie nur knapp einer Verhaftung. Trotzdem lassen sie sich nicht beirren und hoffen weiter auf Meinungsfreiheit und Demokratie in ihrem Land.

Im Zuge der Präsidentschaftswahlen in Belarus im Sommer 2020 geraten drei Schauspieler des Belarus Free Theatre aus Minsk in den Sog der Massenproteste, der sie auf die Straße zieht, um lautstark für freie Meinungsäußerung und den langersehnten Machtwechsel zu demonstrieren. Doch ihr friedlicher Protest wird vom Sicherheitsapparat des Regimes brutal niedergeschlagen. Mitglieder der Theatergruppe und viele andere Menschen werden verhaftet. Das Land steht am Rande eines Bürgerkriegs.

COURAGE begleitet den mutigen und friedlichen Widerstand von Maryna, Pavel und Denis vor und während der Proteste. Der Film wirft einen sehr persönlichen Blick auf die Ereignisse, gibt hautnah und packend Einblick in das Leben der Menschen im heutigen Belarus, die für ihre Freiheit und das Recht auf Demokratie kämpfen.

Im Anschluss an den Film diskutieren wir mit dem Regisseur Aliaksei Paluyan über seinen Film und die Dreharbeiten. Paluyan stammt aus Belarus. Als Lukaschenko an die Macht kam, war er gerade 5 Jahre alt. Seit 2012 lebt Paluyan in Kassel, wo er an der Kunsthochschule Film studierte. Für die Dreharbeiten zum Film "Courage" flog er über mehrere Jahre immer wieder in seine alte Heimat.